Das Kriegerdenkmal
Aus dem Buch:
Philippsburg -Geschichte der Stadt und ehemaligen Reichsfestung- von 1966, bearbeitet von Karl
Heinz Jutz und Josef M. Fieser.
Im Jahre 1895 fand sich in der Stadt
Philippsburg ein Denkmalsausschuß zusammen, der für die gefallenen Krieger von 1870/71 und zur
Erinnerung an den Rheingrafen von Salm ein Denkmal errichten wollte.
In einem Aufruf an die Bürger der Stadt
baten diese tatkräftigen Männer um die Unterstützung der Bevölkerung. „Kleine und große
Gaben sind willkommen" so heißt es in dem Brief an die Mitbürger; „sie sollen Zeugnis
dafür ablegen, daß allen denjenigen, welche in schwerer Zeit ihr Leben für das Vaterland
eingesetzt haben, unser unauslöschlicher Dank gebührt."
Im Jahre 1899 waren die Gelder beisammen und
das Denkmal errichtet; gerade der richtige Zeitpunkt, waren doch hundert Jahre vergangen,
seit Philippsburg aus Schutt und Asche wieder neu erblühte. Eine ansehnliche Festschrift mit
einem kurzen geschichtlichen Überblick von Philippsburg führte die Gäste durch das reichhaltige
Programm. Es begann am Vorabend mit einem großen Fackel- und Lampionumzug durch die Straßen
der Stadt und fand seinen Höhepunkt am Sonntag bei der Enthüllung des Denkmals unter dem Beisein
Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs und vieler prominenter Gäste.
Das Denkmal, das leider im 2. Weltkrieg sehr stark gelitten hat (Metallgewinnung)
und in seiner ursprünglichen Form nicht mehr erhalten ist, wurde im Jahre 1955 im Zuge der
Marktplatzumgestaltung im Friedhof wieder errichtet.
Weil es zu einem der bedeutendsten
Denkmäler im badischen Raum zählte, soll es mit den Worten der Festschrift von 1899 beschrieben
werden: „Das Kriegerdenkmal bildet in der Hauptsache einen quadratischen Aufbau, auf dessen
halbkreisförmig nach vorne abschließendem Unterbau sich der Hauptschmuck des Denkmals befindet...
Ein im Sturm vorangegangener Krieger hat ein feindliches Geschütz erobert und ergreift von
demselben Besitz, das Gewehr auf das Geschütz stützend; die Rechte schwenkt den Helm. Alles am
Krieger atmet Temperament und Begeisterung. Das Geschütz ist ziemlich zerschossen; das eine Rad
fehlt ganz. Den Abschluß des Ganzen bildet die deutsche Kaiserkrone, das Symbol der auf den
Schlachtfeldern heiß erkämpften deutschen Einheit" Die Widmungen auf der Vorder- und den
beiden Längsseiten ist den Kriegern von 1870/71 gewidmet, während die Rückseite an den
Festungskommandanten Rheingraf Karl August erinnert. Die Widmungsinschrift über einem
Festungsrelief lautet: „Dem Kommandanten und heldenmütigen Verteidiger von 1799, dem großen
Wohltäter und edlen Menschenfreunde, Feldmarschall-Leutnant Rheingraf Karl August von
Salm-Grumbach, in dankbarer Erinnerung gewidmet.
In verschiedenen Ansprachen und bei
Kranzniederlegungen wurden die Verdienste des Rheingrafen nochmals wachgerufen. Das Andenken
an den Festungskommandanten bei der Enthüllung des Kriegerdenkmals soll schließen mit dem Auszug
aus einem Brief, den Otto Fürst zu Salm-Horstmar einige Wochen vor den Feierlichkeiten an den
Denkmalsausschuß richtete: „Daß die Philippsburger ihren ehemaligen, tapferen, edlen und
menschenfreundlichen Kommandanten, den Rheingrafen Carl August, nicht vergessen haben und ihm
nun nach l00 Jahren... ein schönes Erinnerungszeichen widmen wollen, zeugt von einer
vortrefflichen edlen Gesinnung der Bürgerschaft ..."
Vielen Philippsburgern ist (war) auch
noch die Nachbildung des Roten Tores an der ursprünglichen Stelle in guter Erinnerung, das zu den
Feierlichkeiten unter der Leitung von Oberlehrer Wiesse erbaut wurde. Ein ganzes Städtchen war auf
den Beinen, um das Andenken an die Gefallenen und an den letzten Festungskommandanten würdig zu
gestalten und zu feiern.
|