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Heimatverein Philippsburg e. V.

Gegründet 1924

Philippsburg vor 300 Jahren -

das Festungsmodell von Paris

Das Modell kann im Rathaus zu den üblichen Öffnungszeiten besichtigt werden.

Von Udenheim nach Philippsburg

Außer einer Reihe von Denkmälern, wenigen alten Gebäuden, Flur- und Straßennamen sowie zahlreichen Exponaten in den Museen erinnert nicht viel an die bedeutende Geschichte der Stadt Philippsburg, die bis zum Jahre 1623 den Namen Udenheim trug. Schriftliche Urkunden belegen anno 784 erstmals die Existenz einer Wasserburg mit Dorf, das 1338 zur Stadt erhoben wird. Die Bischöfe von Speyer verlegten schon 1371 ihre Residenz nach Udenheim und bestimmten für die nächsten drei Jahrhunderte von hier aus die Geschichte des Bruhrains.

Am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1615 entschloss sich Bischof Philipp von Sötern, das mittelalterliche Udenheim in eine moderne Festung umzuwandeln. Er sah eine Gefahr, die von den protestantischen Nachbarn ausging. Es entstanden gewaltige Bastionen, die auch den Abriss der Vorstadt notwendig machten. Am 1. Mai 1623 schließlich war das Bollwerk nach Unterbrechungen fertiggestellt, und es erfolgte die Umtaufe in Philippsburg. Sehr schnell zog dieser Platz wie ein Magnet die Kriegsfurie auf sich, und nach dem Kriegseintritt Frankreichs wurde der Brückenkopf rechts des Rheins für nahezu zwei Jahrhunderte ein Zankapfel der europäischen Mächte. Von 1644 bis 1676 war die Festung ganz in französischer Hand und wurde nach den Plänen Vaubans erheblich ausgebaut: Die alten Mauern und Türme wurden niedergelegt, Kronenwerk, Hornwerk und Rheinschanze entstanden. Nach der Rückeroberung der Festung durch kaiserliche und Reichstruppen im Jahre 1676 blieb für eine neue Armierung der militärischen Anlagen durch die Deutschen nur wenig Zeit, denn bereits wenige Jahre später (1688) nahmen die Franzosen nach harten blutigen Kämpfen die Stadt wieder ein. Im Frieden von Rijswijk 1697 verloren sie die Festung wieder und zogen am 14. Juli 1698 unter Mitnahme aller wichtigen Güter endgültig ab.

In sämtlichen weiteren Erbfolgekriegen des 18. Jahrhunderts spielte die dann zur Reichsfestung erhobene Stadt eine kriegerische Rolle. Wenn z.B. bei den Schlachten und Belagerungen von 1734 (Polnischer Erbfolgekrieg) allein von 30 000 Toten die Rede ist, kann man sich leicht vorstellen, was die Bevölkerung dabei stets zu leiden hatte. Den Schlußpunkt setzte dann die totale Zerstörung der Stadt vom 6.-12. September 1799 durch französische Revolutionstruppen und die von Napoleon im Jahre 1800 verfügte vollständige Schleifung der Festung. Dieser Schicksalsschlag hätte Philippsburg beinahe die Identität gekostet und das Ende bedeutet, wenn nicht der letzte Kommandant Rheingraf Carl-August von Salm durch eine Sammlung im ganzen Reich den Wiederaufbau ermöglicht hätte.

Vom einstigen Glanzstück militärischer Baukunst ist dank der gründlichen Arbeit des Korsen praktisch nichts übrig geblieben. Mehrere große Gebäude wie das Zeughaus waren in den Jahren zuvor schon abgerissen worden, den Rest besorgte die Beschießung von 1799. Von der damals noch vorhandenen Bausubstanz sind nur noch wenige Gebäude erhalten geblieben. Wer also mit dem Spaten auf die Suche nach der Vergangenheit geht, wird kaum noch fündig werden. Als Informationsquellen, wie es vor 300 Jahren in Philippsburg ausgesehen hat, standen bis vor 10 Jahren daher nur verschiedene schriftlichen Unterlagen wie die bekannten Stiche von Merian und anderen Künstlern zur Verfügung, die sich aber mehr mit den Festungsanlagen als mit der Stadt selbst befassen. Umso größer war die Überraschung, als 1979/80 in Paris ein Modell der Festung Philippsburg auftauchte, das etwa um 1690 entstanden sein muss. Dieses Modell im Maßstab 1:600 stellt die gesamte Festung dar, und was von unschätzbarem Wert ist: Die gesamte Bebauung der Stadt ist wiedergegeben!

Auf den folgenden Seiten soll nun eine Reise in die Vergangenheit starten. Hierfür wurde die 1999/2000 nach dem in Paris befindlichen Originalmodell angefertigte Kopie, die sich jetzt im Besitz der Stadt Philippsburg befindet, schräg von oben fotografiert, so dass sich eine Luftbildperspektive ergibt.

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